Wer ein iPad besitzt, verlässt sich meist auf die Gewissheit, dass Apple schon irgendwie für die Sicherheit der Daten sorgt. Doch die automatische iCloud-Backup-Funktion ist weitaus komplexer und umfangreicher, als viele vermuten. Was genau wird da eigentlich gesichert, und warum funktioniert das iPad-Backup manchmal nicht wie erwartet?
Was steckt wirklich in einem iCloud-Backup?
Die meisten iPad-Nutzer gehen davon aus, dass iCloud nur Fotos und vielleicht ein paar Kontakte speichert. Die Realität sieht jedoch völlig anders aus: Ein vollständiges iCloud-Backup umfasst praktisch den gesamten digitalen Fußabdruck eures iPads. Dazu gehören sämtliche App-Daten – von Spielständen über Notizen bis hin zu Einstellungen in euren Lieblings-Apps. Selbst die exakte Anordnung eurer Apps auf dem Home-Bildschirm wird gesichert, sodass nach einer Wiederherstellung alles genauso aussieht wie zuvor.
Besonders interessant: Auch eure iMessages landen im Backup, solange ihr nicht die iCloud-Synchronisation für Nachrichten aktiviert habt. Fotos und Videos werden ebenfalls gesichert, falls diese nicht bereits über die iCloud-Fotomediathek synchronisiert werden. Geräteeinstellungen, gekaufte Klingeltöne, das Visual Voicemail-Passwort, Apple Watch-Backups und sogar Gesundheitsdaten aus der Health-App finden ihren Weg in die Cloud.
Die geheimen Bedingungen für automatische Backups
Hier wird es richtig spannend: Apple erstellt nicht einfach irgendwann ein Backup. Das iPad muss drei spezifische Bedingungen gleichzeitig erfüllen, damit der Backup-Prozess überhaupt startet. Das erklärt, warum manche Nutzer frustriert feststellen, dass ihr letztes Backup Wochen zurückliegt.
Erstens muss das iPad gesperrt sein. Solange ihr aktiv am Gerät arbeitet, wird kein Backup erstellt. Das macht durchaus Sinn, da während der Nutzung ständig Daten verändert werden und ein Backup den Prozessor zusätzlich belasten würde. Zweitens ist eine WLAN-Verbindung in den meisten Fällen erforderlich. Apple hat allerdings bei Wi-Fi + Cellular iPad-Modellen mit 5G-Unterstützung eine Option eingeführt, die Backups auch über das Mobilfunknetz ermöglicht. Diese Funktion muss jedoch manuell in den Einstellungen aktiviert werden und ist standardmäßig deaktiviert. Der Grund für die Standard-WLAN-Pflicht liegt auf der Hand: Ein vollständiges Backup kann mehrere Gigabyte umfassen. Drittens muss das Gerät an eine Stromquelle angeschlossen sein. Diese Voraussetzung verhindert, dass der Backup-Prozess den Akku leersaugt, während ihr unterwegs seid.
In der Praxis bedeutet das: Wer sein iPad tagsüber intensiv nutzt und abends einfach nur auf den Nachttisch legt, ohne es anzuschließen, erhält möglicherweise wochenlang kein aktuelles Backup. Diese drei Bedingungen müssen gleichzeitig erfüllt sein – und genau daran scheitert es oft.
Warum Backups manchmal ewig dauern
Ein vollständiges iCloud-Backup kann je nach Datenmenge durchaus mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Besonders beim ersten Backup oder nach längerer Zeit ohne Sicherung muss das System enorme Datenmengen hochladen. Wer viele 4K-Videos aufnimmt oder hunderte Apps installiert hat, sollte sich auf eine längere Wartezeit einstellen.
Das iPad führt Backups typischerweise nachts durch, wenn die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass alle drei Bedingungen erfüllt sind. Bei nachfolgenden Backups werden nur die Änderungen seit dem letzten Backup hochgeladen, was deutlich schneller geht. Trotzdem kann auch ein inkrementelles Backup bei vielen neuen Fotos oder Videos leicht eine Stunde dauern.
Das 5-GB-Dilemma: Apples kostenloser Speicher reicht nicht
Hier offenbart sich eine der größten Frustrationen für iPad-Besitzer: Apple stellt jedem iCloud-Nutzer lediglich 5 GB kostenlosen Speicher zur Verfügung. Das klingt zunächst nach viel, ist in der Realität aber schnell aufgebraucht. Ein modernes iPad mit zahlreichen Apps, Fotos und Videos benötigt für ein vollständiges Backup oft 20 GB oder mehr.

Die Folge: Viele Nutzer erhalten regelmäßig Meldungen, dass der iCloud-Speicher voll ist und keine Backups mehr erstellt werden können. Apple bietet kostenpflichtige Speichererweiterungen an – 50 GB für 99 Cent monatlich, 200 GB für 2,99 Euro oder 2 TB für 9,99 Euro. Für Familien mit mehreren Geräten ist ein Upgrade praktisch unvermeidlich.
Speicher intelligent verwalten
Bevor ihr jedoch zum Geldbeutel greift, lohnt sich ein Blick in die Speicherverwaltung. Unter Einstellungen → Apple-ID → iCloud → Speicher verwalten könnt ihr genau sehen, welche Apps wie viel Speicher belegen. Oft sind es nur wenige große Apps oder alte Backups von längst verkauften Geräten, die wertvollen Platz blockieren.
Eine clevere Strategie: Deaktiviert das Backup für Apps, deren Daten nicht unbedingt gesichert werden müssen. Streaming-Apps wie Netflix oder Spotify benötigen kein Backup, da ihr euch einfach neu anmelden könnt. Auch Spiele, bei denen der Spielstand über ein eigenes Konto gesichert wird, müssen nicht zwingend im iCloud-Backup enthalten sein.
So überprüft ihr euren Backup-Status
Viele iPad-Nutzer haben keine Ahnung, wann ihr letztes Backup erstellt wurde. Dabei lässt sich das ganz einfach überprüfen: Öffnet die Einstellungen, tippt oben auf euren Namen und wählt dann iCloud aus. Unter iCloud-Backup seht ihr das Datum und die Uhrzeit des letzten erfolgreichen Backups.
Liegt dieses Datum länger als eine Woche zurück, solltet ihr der Sache auf den Grund gehen. Möglicherweise erfüllt euer iPad nicht regelmäßig die drei erforderlichen Bedingungen, oder der Speicher ist tatsächlich voll. Ein manuelles Backup könnt ihr jederzeit über denselben Menüpunkt anstoßen – sofern die Bedingungen erfüllt sind.
Alternativen zum iCloud-Backup
Wer den iCloud-Speicher nicht erweitern möchte, kann auf lokale Backups über einen Computer zurückgreifen. Mit einem Mac oder PC lassen sich iPad-Backups über den Finder bei macOS Catalina und neuer oder iTunes bei älteren Systemen und Windows erstellen. Diese Backups landen auf der Festplatte des Computers und sind zeitlich unbegrenzt und kostenlos verfügbar.
Der Nachteil: Lokale Backups erfordern aktives Handeln. Ihr müsst das iPad regelmäßig mit dem Computer verbinden und das Backup manuell starten. Die komfortable Automatik von iCloud fehlt hier komplett. Für Nutzer, die ihr iPad hauptsächlich mobil verwenden und selten einen Computer nutzen, ist diese Methode wenig praktikabel.
Verschlüsselung und Sicherheit
Ein Detail, das oft übersehen wird: iCloud-Backups sind verschlüsselt – sowohl während der Übertragung als auch auf Apples Servern. Allerdings besitzt Apple den Schlüssel zur Entschlüsselung, was bei lokalen, verschlüsselten Backups über iTunes nicht der Fall ist. Bei der lokalen Backup-Methode könnt ihr die Option Lokales Backup verschlüsseln wählen und setzt selbst ein Passwort. Wer höchste Sicherheitsansprüche hat und die vollständige Kontrolle über seine Verschlüsselungsschlüssel behalten möchte, bevorzugt möglicherweise die lokale Variante.
Die Backup-Funktion des iPads ist ausgefeilter, als die meisten ahnen. Mit dem Wissen über die genauen Bedingungen und Inhalte lässt sich die Datensicherung deutlich effektiver gestalten. Prüft regelmäßig euren Backup-Status und sorgt dafür, dass euer iPad die drei magischen Bedingungen erfüllt – dann steht einer zuverlässigen Datensicherung nichts mehr im Weg.
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