Zwischen der Formstrenge senkrecht aufstrebender Säulen und dem weichen Fließen kriechender Bodendecker liegt eine Pflanzengruppe, die gleichzeitig uralt und verblüffend wandlungsfähig ist: Wacholder (Juniperus). Wacholder gehört zu den Zypressengewächsen, und wächst von den Hochalpen bis in mediterrane Küstenregionen. Seine Robustheit hat ihn zum stillen Rückgrat vieler Gärten gemacht – als raumbestimmendes Element, aber auch als grüne Haut gegen Erosion, Frost und Trockenheit.
Die Anpassungsfähigkeit dieser Gattung ist bemerkenswert. Wacholder-Arten variieren von hohen Bäumen bis zu niedrigen Sträuchern und gedeihen in Klimaregionen, die von der subarktischen Tundra bis zu Halbwüsten reichen. Doch diese Wandlungsfähigkeit ist Fluch und Segen zugleich: Nur wer Standort, Klima und Wuchsform sorgfältig abstimmt, erlebt den Wacholder als pflegeleichte, langlebige Strukturpflanze. Die Herausforderung liegt nicht in der generellen Robustheit der Pflanze, sondern in der präzisen Zuordnung der richtigen Art zum konkreten Gartenstandort.
Was auf den ersten Blick wie eine einfache Entscheidung zwischen hochwachsenden und flachen Formen erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als komplexes Zusammenspiel aus Mikroklima, Bodenbeschaffenheit und langfristiger Gartenplanung. Die Gestalt eines Wacholders ist kein Zufallsprodukt, sondern das Resultat genetischer Programmierung in Reaktion auf Wind, Sonne und Konkurrenzdruck über Jahrtausende hinweg.
Wie die Wuchsform des Wacholders über seine gärtnerische Rolle entscheidet
Die enorme Variation zwischen aufrecht säulenförmigen Sorten und kriechend wachsenden Bodendeckern erklärt sich aus der evolutionären Anpassung an unterschiedlichste Lebensräume. Säulenwacholder wie Juniperus communis ‚Hibernica‘ oder J. scopulorum ‚Skyrocket‘ bilden schmale, meist dicht verzweigte Kronen. Ihre vertikale Ausrichtung ist eine Anpassung an Standorte mit hoher Konkurrenz um Licht, wo es gilt, möglichst effizient nach oben zu wachsen.
Auf kleiner Fläche setzen sie vertikale Akzente, ohne den Boden zu beschatten. Diese Eigenschaft macht sie besonders wertvoll für geringe Gartenbreiten und Vorplätze, wo Höhe ohne Volumen gefragt ist. Sie eignen sich hervorragend für Einfassungen entlang von Wegen oder Garagenauffahrten, für Formkompositionen mit strenger Architektur oder minimalistischem Gartendesign sowie für Kübelbepflanzungen auf Dachterrassen, wo Windexposition und begrenzte Wurzelräume besondere Anforderungen stellen.
Der Bodendecker-Wacholder dagegen – Arten wie Juniperus horizontalis, J. sabina und J. conferta – nutzt die Fläche. Seine Zweige kriechen über Steine und Hänge, verwurzeln sich an Knotenpunkten und bilden eine dichte, fast undurchlässige Matte. Diese Wuchsform ist eine Anpassung an exponierte, windgepeitschte Standorte, wo horizontales Wachstum Schutz vor Austrocknung bietet. Das prädestiniert ihn für Hanglagen mit Erosionsgefahr, magere sonnige Böschungen wo Rasen nicht gedeiht, Übergänge zwischen Steinflächen und Beeten sowie Grabgestaltung oder Naturgärten mit extensiver Pflege.
Diese grundsätzliche Wahl – aufrecht oder flach – ist der erste Filter bei jeder Kaufentscheidung. Sie bestimmt nicht nur die optische Wirkung, sondern auch die funktionale Rolle der Pflanze im Gartengefüge. Erst danach lohnt sich der Blick auf Feinheiten wie Nadelfarbe, Jahreszuwachs und Frosttoleranz. Die Entscheidung sollte nie allein aus ästhetischen Überlegungen getroffen werden, sondern immer die langfristige Entwicklung und die spezifischen Standortbedingungen berücksichtigen.
Warum Standort und Mikroklima die Wacholderwahl dominieren
Wacholder gelten als klimatisch genügsam, doch ihr reales Verhalten zeigt, dass kleine Unterschiede im Standort mehr bewirken als Artgrenzen. Der Grund liegt im Zusammenspiel aus Verdunstung, Lichtintensität und Bodenfeuchte – Faktoren, die oft auf wenigen Quadratmetern erheblich variieren können.
Sonne und Licht
Die meisten Wacholderarten sind ausgesprochene Heliophyten – Lichtpflanzen. Wacholder sind lichthungrig und reagieren auf Lichtmangel mit Nadelverlusten und Verkahlung im Inneren. Fehlt die volle Sonnenexposition, verlieren sie ihre charakteristische Nadelfarbe und neigen zum Verkahlen.
Besonders silberblaue Sorten wie J. scopulorum ‚Blue Arrow‘ benötigen mindestens sechs Stunden direkte Sonne pro Tag. Im Halbschatten verbessern tiefgrüne Arten wie J. sabina das Gesamtbild, weil ihre Pigmente weniger lichtabhängig sind. Diese Unterschiede sind nicht graduell, sondern können über Erfolg oder Misserfolg einer Pflanzung entscheiden.
Boden und Drainage
Wichtig ist nicht die Nährstofffülle, sondern der Wasserhaushalt. Wacholder verträgt auf keinen Fall Staunässe. Staunässe zerstört Wacholderwurzeln binnen einer Saison durch Sauerstoffmangel und die Förderung von Wurzelfäulepilzen. In schweren Lehmböden hilft eine 20 cm hohe Drainschicht aus grobem Kies, um überschüssiges Wasser abzuleiten.
Kriechende Arten besitzen ein flach verzweigtes Wurzelsystem und reagieren empfindlicher auf verdichtete Erde, während tiefwurzelnde Säulenformen Verdunstung besser ausgleichen können. Die Wurzelarchitektur ist dabei nicht nur eine Frage der Wasseraufnahme, sondern auch der mechanischen Verankerung – ein Aspekt, der bei windexponierten Lagen besondere Bedeutung gewinnt.
Wind und exponierte Lagen
Trockenkalte Winde im Winter lassen Nadeln braun werden, ein Phänomen, das oft fälschlicherweise als Krankheit interpretiert wird. Ein leichter Windschutz aus locker gepflanztem Bambus oder einer halbtransparenten Hecke reduziert Verdunstung, ohne die Luftbewegung vollkommen zu blockieren. Im Gebirge bevorzugen viele Gärtner Juniperus communis, weil er an Frost, Schnee und Wind angepasst ist.
Klima und Winterhärte
Hier entscheidet die Herkunft über die Eignung. Wacholder-Arten können je nach Herkunft Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius tolerieren. J. communis und J. sabina gehören zu den robustesten Vertretern und vertragen kontinentale Winter mit strengen Frösten. Nordamerikanische Arten wie J. scopulorum und J. horizontalis zeigen ebenfalls gute Winterhärte, können aber bei extremen Temperaturschwankungen leiden. Mediterrane Vertreter wie J. phoenicea oder bestimmte J. chinensis-Formen lieben Hitze, leiden jedoch bereits unter feuchtem Frost.
Für mitteleuropäische Gärten mit wechselhaften Wintern empfiehlt sich die Wahl von Sorten, die in vergleichbaren Klimaregionen heimisch sind oder dort erfolgreich kultiviert wurden. Die dokumentierte Winterhärte sollte dabei nicht nur die absoluten Minimaltemperaturen berücksichtigen, sondern auch die Häufigkeit von Frost-Tau-Wechseln, die für Nadeln oft belastender sind als kontinuierliche Kälte.
Unterschiede im Pflegeaufwand: Wann der Wacholder wirklich pflegeleicht ist
Der Ruf der Wacholder als pflegearm stimmt nur bedingt. Pflegeleichtigkeit entsteht erst, wenn Art, Standort und Pflegekonzept harmonieren. Eine falsch platzierte Pflanze kann dauerhaft Arbeit verursachen, während eine standortgerechte Wahl tatsächlich jahrzehntelang ohne nennenswerte Eingriffe auskommt.
Neu gesetzte Pflanzen brauchen in den ersten beiden Jahren regelmäßige Tiefenbewässerung – selten, aber gründlich. Diese Phase ist kritisch für die Etablierung eines tragfähigen Wurzelsystems. Danach versorgen sich die Wurzeln selbständig. Düngung ist nur bei sehr magerem Sandboden sinnvoll; organisches Material wie Kompost oder Hornspäne genügt völlig. Mineraldünger mit hohem Stickstoffanteil macht Triebe weich und frostanfällig, was der natürlichen Wuchsform widerspricht.
Säulenwacholder behalten ihre Form meist ohne Eingriff. Nur wenn einzelne Triebe ausscheren oder nach Sturm abbrechen, wird korrigiert. Schneiden Sie stets im Mai oder August, wenn kein starker Saftdruck herrscht und die Wunden schneller verheilen. Bodendecker lassen sich am besten durch Abschneiden jung ausgetriebener Enden lenken. Radikaler Rückschnitt ins alte Holz funktioniert bei vielen Sorten nur begrenzt – dort treiben sie kaum neu aus, da Wacholder im Gegensatz zu Laubgehölzen keine schlafenden Knospen im alten Holz besitzen.
Das größte Risiko tragen Gärten, in denen neben Wacholder auch Birnbäume stehen. Hier droht der Pilz Gymnosporangium sabinae, der Birnengitterrost verursacht und zwischen beiden Wirtspflanzen wechselt. Der Pilz bildet auf Wacholder orangerote gallertige Fruchtkörper, die im Frühjahr Sporen freisetzen, welche Birnbäume befallen. In gefährdeten Regionen sollte man resistente Arten bevorzugen oder auf die Kombination dieser Pflanzen verzichten. Mechanische Entfernung der orangeroten Fruchtkörper im Frühling reduziert die Sporenbelastung enorm und ist oft effektiver als chemische Behandlung.
Wie Wuchsgeschwindigkeit und Alterungsverhalten die Gartenwirkung verändern
Viele Entscheidungen scheitern daran, dass Käufer den Wacholder im Jugendstadium sehen – kompakt, frischgrün, leicht zu platzieren – aber kaum jemand sein Verhalten nach zehn Jahren bedenkt. Die Wuchsrate variiert erheblich: Säulenförmige Sorten zeigen in der Regel einen jährlichen Zuwachs, der sie über Jahre hinweg zu imposanten vertikalen Elementen macht, während kriechende Arten sich langsam aber stetig in die Breite entwickeln und dabei Flächen zunehmend dichter bedecken. Sonderformen wie Zwergwacholder wachsen besonders langsam und eignen sich für kleinste Gartenbereiche oder Steingärten.
Wer eine streng geometrische Ordnung wünscht, sollte nicht automatisch die langsamsten Sorten wählen. Langsamwüchsige Pflanzen vergreisen oft früher, weil sie dichter verzweigen und weniger Luftzirkulation zulassen. Schnellere Sorten liefern dagegen frischen Austrieb und beugen Verbraunung im Inneren vor – sofern Platz vorhanden ist. Die Balance zwischen kontrolliertem Wachstum und vitaler Entwicklung ist entscheidend für die langfristige Gesundheit der Pflanze.
Die Alterungsdynamik eines Wacholders entscheidet, ob er mit den Jahren schöner oder platter wirkt. Bei Säulenwacholdern besteht die Gefahr, dass sich die Krone im Alter öffnet und die straffe Form verliert; bei Bodendeckern, dass die Mitte verkahlt während die Ränder weiterwachsen. Regelmäßiges Anhäufeln mit mineralischem Substrat wie Splitt oder Lavagranulat fördert die Bildung neuer Wurzelausläufer und hält den Teppich vital.
Spezialfall Hanglage – warum Bodendecker-Wacholder hier unschlagbar ist
Auf geneigten Flächen kombiniert der Bodendecker zwei physikalische Prinzipien: Haftung und Durchwurzelung. Seine kriechenden Triebe wirken wie Anker, die oberflächlichen Erosionsprozessen entgegenstehen. Wacholderheiden spielen eine wichtige Rolle im Biotopschutz und werden gezielt zur Erosionssicherung eingesetzt. Gleichzeitig verringert ihre Beschattung die Verdunstung und schafft ein stabileres Mikroklima am Hang.

Der Effekt wird maximiert, wenn das Pflanzraster adaptiv gewählt wird. Bei Neigungen bis 20 Prozent empfiehlt sich ein Pflanzabstand von 60 bis 70 cm, bei Neigungen von 20 bis 35 Prozent sollte dieser auf 40 bis 50 cm reduziert werden, und bei Neigungen über 35 Prozent ist ein engerer Abstand von 30 bis 40 cm mit dichter Mulchschicht aus mineralischem Material optimal. Diese gestaffelte Vorgehensweise gewährleistet, dass die Pflanzen sich rechtzeitig zu einem geschlossenen Erosionsschutz entwickeln, bevor Oberflächenabtrag einsetzen kann.
Arten wie J. horizontalis ‚Icee Blue‘ oder J. sabina ‚Tamariscifolia‘ entwickeln intensive Wurzelsysteme, die den Boden mechanisch stabilisieren – ein unersetzlicher Beitrag zur Böschungssicherung. Die Durchwurzelung erfolgt dabei nicht nur vertikal, sondern vor allem horizontal und schafft so ein dreidimensionales Netz, das den Boden zusammenhält. Besonders wertvoll ist diese Eigenschaft an Hängen mit sandigem oder steinigem Substrat, wo andere Pflanzen keine ausreichende Verankerung finden.
Interessant ist dabei das Mikroklima zwischen den Trieben: Die flach wachsenden Matten schaffen ein kühleres feuchteres Kleinklima direkt über dem Boden, das die Austrocknung verlangsamt. Dadurch trocknet der Oberboden langsamer aus – ein Selbstschutzmechanismus, der Hangpflanzen auch ohne Bewässerung über Hitzewellen bringt. Dieser Effekt ist besonders wertvoll in Zeiten zunehmender Trockenperioden.
Farbunterschiede als Werkzeug zur Gartengestaltung
Neben Form und Funktion entscheidet die Nadelfarbe über Harmonie oder Spannung im Gartenbild. Die Palette reicht von silbergrau-blau bis goldgelb-grün. Diese Färbung ist weniger ästhetischer Zufall als physiologische Anpassung an unterschiedliche Licht- und Temperaturbedingungen.
Silberblaue Wacholder reflektieren mehr Sonnenlicht und halten Hitze besser stand; das gelingt dank einer dicken Wachsschicht auf den Nadeln, die zusätzlich Verdunstung reduziert. Gelbliche Sorten zeigen erhöhte Lichtabsorption und eignen sich daher eher für kühlere Regionen oder halbschattige Lagen, wo sie mit geringerer Lichtintensität noch ausreichend Photosynthese betreiben können.
Wer die Farbe gezielt einsetzt, kann optische Tiefe erzeugen: Blaue Töne nach hinten platziert lassen Flächen optisch weiter erscheinen, während goldene und hellgrüne Sorten in den Vordergrund gehören, um Wärme und Nähe zu erzeugen. Dunkelgrüne Säulen funktionieren hervorragend als rhythmische Vertikale zwischen hellen Stauden und schaffen Struktur, ohne zu dominieren.
Ein starker Temperaturgradient im Winter kann jedoch Farbverluste verursachen. Das ist kein Krankheitszeichen, sondern Teil der saisonalen Pigmentregulation, bei der die Pflanze ihre Stoffwechselaktivität reduziert. Nach dem ersten Neuaustrieb im Frühjahr kehrt die charakteristische Farbe zurück. Diese natürliche Veränderung sollte bei der Gartenplanung einkalkuliert werden.
Ökologische Aspekte: Lebensraum und Biodiversität
Was ästhetisch und funktional überzeugt, hat auch ökologischen Wert. Wacholder sind wichtige Nektar- und Schutzpflanzen für Insekten und Vögel. Ihre Beerenzapfen dienen verschiedenen Vogelarten, darunter der namensgebenden Wacholderdrossel, als Nahrungsquelle, insbesondere während der Frostmonate wenn andere Nahrung knapp ist. Die fleischigen Zapfen bleiben oft bis in den Winter hinein an den Zweigen und bieten so eine verlässliche Futterreserve.
Dichtere Bodendeckerbestände schaffen Mikrohabitate für Spinnen, Eidechsen und Erdbienen. Die dichte Struktur bietet Schutz vor Fressfeinden und extreme Witterung, während die Bodenbeschattung ein kühleres feuchteres Mikroklima erhält. In Regionen mit Biodiversitätsstrategien empfehlen Landschaftsplaner zunehmend die Kombination aus heimischen Wacholderarten und regionaltypischen Blühpflanzen, um sowohl Struktur als auch Artenschutz zu fördern.
Wer Wert auf Insektenfreundlichkeit legt, sollte auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten; Wacholder regeneriert leichte Blattverfärbungen durch natürliche Selbstheilung über nachfolgende Austriebe. Die Resilienz der Pflanze macht künstliche Eingriffe meist überflüssig, wenn die Standortbedingungen stimmen.
Wirtschaftliche und nachhaltige Überlegungen vor dem Kauf
Der Preisunterschied zwischen Säulen- und Bodendecker-Wacholder ist weniger eine Frage der Art als der Produktionszeit. Während junge kriechende Stecklinge schnell verkaufsfähig sind, benötigen säulenförmige Exemplare mehrere Jahre Kultur, bis sie eine stabile Form entwickelt haben. Dennoch lohnt sich der Mehraufwand: Die längere Anzucht senkt Ausfallquoten und stabilisiert die Wuchsform, sodass die Pflanze nach dem Setzen zuverlässiger wächst.
Aus Sicht der Nachhaltigkeit sind langlebige Pflanzen ökonomischer als häufige Ersatzpflanzungen. Ein gesund gesetzter Wacholder kann viele Jahrzehnte im Garten bleiben und entwickelt mit zunehmendem Alter einen charaktervollen Habitus. Eine Investition in hochwertige wurzeltrockene Containerware reduziert Stress beim Einpflanzen und erhöht die Anwachsrate erheblich.
Spätestens beim Transport lohnt sich Genauigkeit: Die Wurzelballen sollten nie austrocknen. Schon 20 Minuten praller Sonne genügen, um feine Wurzelhaare zu schädigen, die für die Wasser- und Nährstoffaufnahme entscheidend sind. Ein feuchtes Jutetuch oder eine Schicht Stroh schützt zuverlässig – unscheinbare Details, die über Jahrzehnte Pflanzenleben entscheiden.
Warum Wacholder die Gartenpflege moderner Klimazonen erleichtert
Der Klimawandel verschiebt die Spielregeln: Längere Trockenphasen, plötzliche Starkregen, wärmere Winter mit unberechenbaren Kaltlufteinbrüchen. Unter diesen Bedingungen zeigt sich die eigentliche Stärke des Wacholders – seine physiologische Flexibilität, die aus jahrtausendelanger Anpassung an extreme Standorte resultiert.
Das Nadeloberflächenverhältnis vieler Arten ermöglicht es, Wasserverdunstung zu minimieren, während die Photosynthese aufrechterhalten bleibt. Die nadelförmigen Blätter reduzieren die verdunstende Oberfläche drastisch im Vergleich zu breitblättrigen Gehölzen. Diese Anpassung macht Wacholder zu einem der trockenresistentesten Nadelgehölze in mitteleuropäischen Gärten.
Diese Robustheit erklärt, warum Landschaftsarchitekten zunehmend Wacholder in klimastabilen Mischpflanzungen einsetzen. Wo Kirschlorbeer oder Buchsbaum durch Trockenstress und Pilzkrankheiten ausfallen, bleibt Wacholder standfest. Der Wartungsaufwand sinkt, und das grüne Gerüst hält auch in Problemjahren den Gesamteindruck zusammen. Diese Verlässlichkeit wird in einer Zeit unberechenbarer Witterungsextreme zunehmend zum entscheidenden Planungskriterium.
Praktischer Leitfaden zur Auswahl – drei Szenarien
Die Fülle der Sorten kann verwirren. Eine einfache Systematik, die sich am Flächenbedarf, Klima und Pflegeziel orientiert, klärt die Wahl und verhindert kostspielige Fehlentscheidungen.
Für kleine Gärten oder Dachterrassen, wo Platzbeschränkung und oft auch Windexposition die bestimmenden Faktoren sind, bietet Juniperus communis ‚Green Pencil‘ eine extrem schlanke Säulenform mit blaugrünem Nadelkleid und hoher Frostresistenz. J. chinensis ‚Stricta‘ wächst dicht und regelmäßig mit geringer Wuchsgeschwindigkeit, was den Pflegeaufwand minimiert. Pflege: Alle zwei Jahre im Frühling leicht auslichten, um Luftzirkulation zu sichern und Pilzbildung vorzubeugen. Auf Dachterrassen besonders auf ausreichende Drainage im Kübel achten.
Für Hanglagen und trockene Böden, wo Erosionssicherung und Trockentoleranz gefragt sind, empfehlen sich flach wachsende Arten. Juniperus sabina ‚Tamariscifolia‘ ist stark kriechend und verträgt sowohl Kalk als auch extreme Trockenheit hervorragend. J. horizontalis ‚Blue Chip‘ zeigt intensives Blau, verträgt Streusalz und starke Fröste – ideal für Bereiche entlang von Wegen oder Auffahrten. Pflege: Jährliches Abkehren von Laub verhindert Pilzbildung in der dichten Matte. In den ersten zwei Jahren bei extremer Trockenheit wässern, danach ist die Pflanze selbstversorgend.
Für repräsentative Vorgärten oder formale Anlagen eignen sich besonders straff wachsende Säulenformen. J. scopulorum ‚Skyrocket‘ wächst fast spindeldünn und ist ideal für vertikale Akzente zwischen niedrigen Beeten. J. virginiana ‚Hetzii Columnaris‘ zeigt Robustheit gegen Stadtluft und Perioden mit Trockenstress, was sie für urbane Standorte prädestiniert. Pflege: Nur punktuelle Formschnitte bei ausscherenden Trieben und gute Drainage sind erforderlich. In strengen Wintern kann ein leichter Schutz vor austrocknenden Winden sinnvoll sein.
Der Wacholder als langfristige Gartenstrategie
Kein anderes Nadelgehölz vereint so viel Beständigkeit mit gestalterischer Vielfalt. Im Gegensatz zu flüchtigen Beetpflanzen oder empfindlichen Hecken bleibt Wacholder auch ohne ständige Nachpflege zuverlässig formstabil. Seine Wurzeln stabilisieren Hänge, seine Nadeln schützen den Boden vor Austrocknung und Erosion, seine Farben gliedern Räume und schaffen Struktur über alle Jahreszeiten hinweg.
Wer beim Kauf die einfache Logik beachtet – Form folgt Standort – gewinnt einen Gartenbegleiter, der über viele Jahre hinweg ohne aufwendige Eingriffe funktioniert. Die Entscheidung zwischen einer schmalen Säule, die mit architektonischer Präzision den Blick lenkt, und einem flachen Teppich, der Erde und Stein zusammenhält, ist weniger eine Frage des Geschmacks als des ökologischen Gleichgewichts zwischen Pflanze, Boden und Klima.
Einmal richtig gepflanzt, verschmilzt der Wacholder mit seiner Umgebung zu einer funktionalen Struktur. Er spart Wasser, Zeit und Pflegekosten – und bleibt auch unter wechselnden Klimabedingungen das, was er seit Jahrhunderten war: ein stiller verlässlicher Schutzgeist des Gartens. Seine Präsenz ist nicht aufdringlich, aber unverzichtbar. Er definiert Räume ohne sie zu dominieren, strukturiert Flächen ohne sie zu zerteilen, und überdauert Modetrends mit einer Gelassenheit, die nur Pflanzen eigen ist, deren Evolution in Jahrtausenden statt in Jahrzehnten gemessen wird.
In einer Zeit, in der Gärten zunehmend als klimaresiliente Systeme konzipiert werden müssen, erweist sich der Wacholder als Brückenpflanze zwischen Tradition und Zukunft. Er verbindet bewährte gärtnerische Erfahrung mit den Anforderungen extremer werdender Wetterlagen und beweist, dass Pflegeleichtigkeit nicht Monotonie bedeuten muss. Seine Sortenvielfalt erlaubt differenzierte gestalterische Lösungen, während seine biologische Robustheit Sicherheit in unsicheren Zeiten bietet. Wer heute Wacholder pflanzt, investiert nicht nur in Struktur und Ästhetik, sondern in eine resiliente grüne Infrastruktur, die kommenden Generationen noch Freude bereiten wird.
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