Die meisten Smart TV-Besitzer ahnen nicht, dass ihre Fernbedienung mehr kann, als nur zwischen Netflix und ARD umzuschalten. Versteckt in den Tiefen der TV-Firmware schlummern manchmal Tastenkombinationen, die den Zugang zu erweiterten Einstellungen ermöglichen. Der Game Mode selbst lässt sich bei vielen Geräten auch über die normalen Menüstrukturen aktivieren – doch was steckt eigentlich dahinter?
Warum der Game Mode mehr ist als Marketing-Geplänkel
Viele halten den Game Mode für eine nette Spielerei der Hersteller. Die Realität sieht anders aus: Moderne Fernseher verarbeiten das Bildsignal standardmäßig mit aufwendigen Algorithmen zur Bildverbesserung. Bewegungsglättung, Rauschunterdrückung, Kontrastoptimierung – all diese Prozesse benötigen Rechenzeit. Das Ergebnis bei Filmen mag beeindruckend sein, beim Gaming entsteht jedoch ein Problem: die Eingabeverzögerung.
Input-Lag bezeichnet die Verzögerung zwischen eurem Tastendruck am Controller und der tatsächlichen Reaktion auf dem Bildschirm. Mit dem Aktivieren des Game Mode werden Bildoptimierungen ausgeschaltet, die sonst für eine schönere Darstellung von Filmen sorgen würden. Durch das Ausschalten dieser Optimierungen wird der Input-Lag deutlich verkleinert. Diese Verzögerung sollte möglichst gering sein, besonders bei schnellen Actionspielen, wo jede Millisekunde über Sieg oder Niederlage entscheiden kann.
Wie moderne TVs Gaming-Features automatisch erkennen
Die Zeiten, in denen man mühsam durch Menüs navigieren musste, sind bei vielen aktuellen Geräten vorbei. Moderne Smart TVs erkennen häufig automatisch, wenn ihr eine Konsole oder einen Gaming-PC anschließt. Diese Funktion nennt sich Auto Low Latency Mode, kurz ALLM. Dabei handelt es sich um eine HDMI-Funktion, die im HDMI 2.1-Standard definiert ist.
Samsung war einer der Vorreiter bei dieser Technologie und hat bereits ab 2018 in vielen Modellen einen automatischen Game Mode integriert. Der Fernseher erkennt selbstständig, wenn ihr ein Spiel startet, und schaltet ohne euer Zutun in den optimierten Modus. Bei vielen Herstellern lässt sich diese Funktion in den Einstellungen unter dem HDMI-Eingang aktivieren. Das macht das Gaming-Erlebnis deutlich komfortabler, weil ihr nicht jedes Mal händisch umschalten müsst.
Variable Refresh Rate: Das Ende von Rucklern und Tearing
Eine der wichtigsten Gaming-Technologien der letzten Jahre ist die Variable Refresh Rate, kurz VRR. Dabei werden die Bildwiederholraten des TV-Gerätes mit der Geschwindigkeit synchronisiert, mit der die Grafikkarte die Bilddaten ausgibt. Das Ergebnis: Keine Ruckler mehr, kein Tearing, kein nerviges Auseinanderbrechen des Bildes.
Die Technik ist unter verschiedenen Namen bekannt. AMD nennt ihre Variante FreeSync, Nvidia setzt auf G-Sync. Die Grundidee bleibt dieselbe: Die Bildwiederholfrequenz passt sich dynamisch an die wechselnde Framerate von Spielen an. Gerade bei anspruchsvollen Titeln, bei denen die Framerate schwankt, macht sich das deutlich bemerkbar. Das Spielerlebnis wird flüssiger und angenehmer, besonders in hektischen Szenen mit vielen Effekten.
Nicht alle Fernseher unterstützen diese Technologie ab Werk. Manche Hersteller schalten Features wie FreeSync erst durch Firmware-Updates frei. Es lohnt sich daher, regelmäßig nach verfügbaren Software-Aktualisierungen zu suchen. Die Updates verbessern nicht nur die Gaming-Performance, sondern beheben oft auch Kompatibilitätsprobleme mit bestimmten Konsolen oder Grafikkarten.
Den Game Mode bei verschiedenen Herstellern finden
Jeder TV-Hersteller strukturiert seine Menüs etwas anders. Bei den meisten modernen Geräten findet ihr den Game Mode in den Bildeinstellungen. Dort wird er häufig als eigener Bildmodus neben Optionen wie Standard, Kino oder Sport aufgeführt.
Samsung Smart TVs
Bei Samsung-Geräten navigiert ihr über die Home-Taste zu den Einstellungen. Dort findet ihr unter Bild die verschiedenen Bildmodi. Der Spielemodus lässt sich direkt auswählen. Moderne Samsung QLED-Modelle bieten zusätzlich einen Game Mode Optimizer, der verschiedene Profile für unterschiedliche Spielgenres bereithält. Von First-Person-Shootern über Rollenspielen bis zu Rennsimulationen könnt ihr gezielt optimieren.
LG OLED und NanoCell
LG-Nutzer finden den Game Optimizer häufig als eigenen Menüpunkt. Diese umfassende Gaming-Zentrale bietet voreingestellte Profile für verschiedene Spielgenres. Der Zugriff erfolgt meist über die Einstellungen oder direkt über eine Quick-Access-Taste auf der Fernbedienung. Besonders praktisch: Die Einstellungen lassen sich während des Spielens anpassen, ohne dass ihr das Spiel verlassen müsst.
Sony Bravia
Sony setzt auf eine klare Menüstruktur. Über die Einstellungen gelangt ihr zu den Bildmodi. Hier findet sich der Spielemodus als eigenständige Option. Neuere Bravia-Modelle mit der Action Menu-Taste bieten einen Schnellzugriff auf häufig genutzte Gaming-Einstellungen, sodass ihr nicht jedes Mal durch das komplette Menü navigieren müsst.

Philips und TCL
Diese Hersteller nutzen häufig Android TV als Betriebssystem. Die Menüstruktur ähnelt sich daher. In den Bildeinstellungen lässt sich der Game Mode aktivieren. Einige TCL-Modelle bieten zusätzlich einen Game Master-Modus mit erweiterten Optionen für Bildschärfe, Farbsättigung und Kontrast.
Was der Game Mode wirklich bewirkt
Die Aktivierung des Gaming-Modus bringt mehrere Vorteile mit sich. In erster Linie wird die Eingabeverzögerung minimiert. Reaktionen in schnellen Online-Shootern fühlen sich plötzlich direkter an. Der gefühlte Unterschied zwischen eurem Tastendruck und der Aktion auf dem Bildschirm verringert sich spürbar. Was vorher träge wirkte, fühlt sich jetzt knackig und reaktionsschnell an.
Moderne Gaming-Modi bieten oft Zugriff auf erweiterte Optionen. Variable Refresh Rate synchronisiert die Bildwiederholrate mit der Framerate eurer Konsole oder des Gaming-PCs. Der Auto Low Latency Mode erkennt automatisch, wenn ihr ein Spiel startet, und schaltet in den optimierten Modus. Erweiterte HDR-Einstellungen ermöglichen eine Feinjustierung speziell für Spiele mit HDR-Unterstützung. Schwarzwert-Anpassungen verbessern die Sichtbarkeit in dunklen Spielbereichen, was besonders bei Horror-Games oder nächtlichen Missionen hilfreich ist.
Der Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Bildqualität
Der Game Mode opfert Bildqualität für Geschwindigkeit. Bewegungsglättung und Rauschunterdrückung sind deaktiviert. Für Filme und Serien solltet ihr daher wieder in den Standard-Modus wechseln. Die gute Nachricht: Die meisten modernen TVs erinnern sich an verschiedene Einstellungen pro HDMI-Eingang.
Das bedeutet in der Praxis: Euer Gaming-PC am HDMI 1 nutzt automatisch den Game Mode, während der Blu-ray-Player am HDMI 2 im Kino-Modus läuft. Ihr müsst nicht jedes Mal manuell umschalten. Diese intelligente Verwaltung macht den Alltag deutlich komfortabler und sorgt dafür, dass jede Quelle die für sie optimalen Einstellungen erhält.
HDMI-Einstellungen richtig konfigurieren
Der beste Game Mode bringt wenig, wenn die HDMI-Einstellungen nicht stimmen. Achtet darauf, dass ihr den richtigen HDMI-Anschluss nutzt. Viele TVs haben nur an bestimmten Buchsen die volle HDMI 2.1-Funktionalität. Dort sind dann Features wie VRR, ALLM und 120Hz-Gaming verfügbar. In der Regel sind die hinteren Anschlüsse besser spezifiziert als die seitlichen.
In den Einstellungen solltet ihr außerdem den erweiterten HDMI-Modus aktivieren. Bei manchen Herstellern heißt dieser Enhanced Mode oder Ultra HD Deep Color. Ohne diese Aktivierung bleibt die Bandbreite der HDMI-Schnittstelle begrenzt und moderne Gaming-Features funktionieren nicht. Die Einstellung findet sich meist unter den erweiterten HDMI-Optionen in den TV-Einstellungen.
Wann sich ein Gaming-Monitor lohnt
Smart TVs haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Für Konsolen-Gaming auf der Couch sind moderne Fernseher mit gutem Game Mode absolut ausreichend. Die Zeiten, in denen nur teure Gaming-Monitore akzeptable Reaktionszeiten boten, sind vorbei. Die großen Bilddiagonalen und die Integration von VRR und ALLM machen moderne TVs zu ernsthaften Gaming-Maschinen.
Für kompetitives PC-Gaming am Schreibtisch haben dedizierte Gaming-Monitore aber nach wie vor Vorteile. Sie bieten oft höhere Bildwiederholraten von 144Hz, 240Hz oder sogar mehr. Die Reaktionszeiten liegen im niedrigen einstelligen Millisekunden-Bereich. Wer ernsthaft an E-Sport-Turnieren teilnimmt oder täglich mehrere Stunden am PC zockt, ist mit einem spezialisierten Monitor besser bedient.
Die richtige Balance finden
Nicht jedes Spiel profitiert gleichermaßen vom Game Mode. Rundenbasierte Strategiespiele oder gemütliche Adventures kommen auch ohne Latenz-Optimierung aus. Hier könnt ihr die Bildverbesserungen durchaus aktiviert lassen, um die bestmögliche visuelle Darstellung zu genießen. Bei Titeln wie Civilization oder Point-and-Click-Adventures spielt die Reaktionszeit keine entscheidende Rolle.
Anders sieht es bei schnellen Actionspielen aus. Shooter, Rennspiele oder Fighting Games reagieren extrem sensibel auf Input-Lag. Hier ist der Game Mode Pflicht. Besonders bei Online-Multiplayer-Titeln, wo jede Millisekunde zählt, macht der Unterschied oft den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus. In Call of Duty, Fortnite oder Gran Turismo merkt ihr sofort, ob der Game Mode aktiv ist oder nicht.
Moderne Smart TVs bieten heute Gaming-Features, die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Die Integration von VRR, ALLM und optimierten Bildmodi macht die Geräte zu ernsthaften Alternativen für dedizierte Gaming-Monitore. Wer die Einstellungen kennt und richtig nutzt, holt deutlich mehr aus seinem Fernseher heraus. Der Weg zum perfekten Gaming-Erlebnis führt über das Menü eures Smart TVs – und die Mühe lohnt sich definitiv.
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