Im Dezember verwandelt sich diese 600 Jahre alte chinesische Finanzmetropole in ein menschenleeres Freilichtmuseum zum Sparpreis

Wenn der Dezember die Straßen Europas in graue Tristesse hüllt, erstrahlt die alte Handelsstadt Pingyao in der chinesischen Provinz Shanxi in einem ganz besonderen Licht. Die jahrhundertealten Stadtmauern und traditionellen Hofhäuser wirken unter der klaren Winterluft noch authentischer, während die deutlich geringeren Besucherzahlen dieser Jahreszeit euch und euren Freunden die Möglichkeit geben, diese UNESCO-Welterbestätte in eurem eigenen Tempo zu erkunden. Der Dezember ist ideal für einen Besuch: Die Temperaturen liegen zwar bei etwa -5 bis 5 Grad, aber die trockene Kälte ist erträglich und die Atmosphäre unbezahlbar.

Eine Reise in Chinas goldenes Zeitalter des Bankwesens

Pingyao ist keine gewöhnliche chinesische Stadt. Während viele historische Zentren im Reich der Mitte der Modernisierung zum Opfer fielen, blieb diese Ming-zeitliche Perle nahezu unberührt erhalten. Die komplett intakte Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert umschließt ein Labyrinth aus gepflasterten Gassen, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Im 19. Jahrhundert war Pingyao das Finanzzentrum Chinas, und genau diesen Geist könnt ihr noch heute spüren, wenn ihr durch die alten Bankgebäude und Handelshäuser schlendert.

Mit einer Gruppe von Freunden im Dezember hierher zu kommen, bedeutet, die Stadt fast für euch allein zu haben. Die sommerlichen Touristenmassen sind verschwunden, die Einheimischen gehen ihrem alltäglichen Leben nach, und ihr könnt euch vorstellen, wie Kaufleute vor Jahrhunderten durch genau diese Gassen eilten, um ihre Geschäfte abzuwickeln. Die niedrigen Temperaturen halten die Luftverschmutzung in Grenzen, und oft erstrahlt der Himmel in einem klaren Blau, das perfekte Fotomöglichkeiten bietet.

Was ihr in der ummauerten Altstadt erleben könnt

Der Eintritt in die Altstadt selbst ist kostenlos, aber für den Zugang zu den historischen Gebäuden und Museen benötigt ihr ein Kombiticket für etwa 110 Euro, das drei Tage gültig ist und Zugang zu über 20 Sehenswürdigkeiten gewährt. Teilt euch die Kosten auf und plant eure Besuche strategisch, dann lohnt sich diese Investition absolut.

Beginnt euren Rundgang auf der imposanten Stadtmauer. Der sechs Kilometer lange Spaziergang auf den Befestigungsanlagen bietet spektakuläre Ausblicke über die grauen Ziegeldächer der Altstadt. Im Dezember könnt ihr diesen Weg fast menschenleer erleben, begleitet nur vom Wind, der durch die 72 Wachtürme pfeift. Die symbolische Bedeutung dieser Architektur – 72 Türme für die 72 Schüler des Konfuzius, sechs Haupttore für die sechs konfuzianischen Tugenden – gibt euch reichlich Gesprächsstoff während eures Rundgangs.

Die alten Bankgebäude sind absolute Highlights. Das erste Kreditinstitut Chinas wurde genau hier gegründet, und die restaurierten Räumlichkeiten mit ihren traditionellen Höfen zeigen eindrucksvoll, wie das Finanzwesen vor der Digitalisierung funktionierte. Besonders faszinierend sind die verschlüsselten Geldbriefe und die unterirdischen Tresore, die ihr besichtigen könnt.

Abseits der Hauptstraßen

Verliert euch bewusst in den Seitengassen abseits der touristischen Hauptstraßen. Hier leben noch Einheimische in den traditionellen Siheyuan-Hofhäusern, trocknen Mais vor ihren Türen und beobachten neugierig aber freundlich die wenigen Besucher, die sich in ihre Viertel verirren. Im Dezember seht ihr oft ältere Menschen, die vor ihren Häusern in der Wintersonne sitzen und Karten spielen – authentische Momentaufnahmen des chinesischen Alltags, die kein Museum bieten kann.

Der konfuzianische Tempel, der daoistische Tempel und die verschiedenen Clan-Hallen bieten Einblicke in die religiöse und soziale Organisation der traditionellen chinesischen Gesellschaft. Als Gruppe könnt ihr euch die verschiedenen Sehenswürdigkeiten aufteilen und später eure Eindrücke austauschen, oder ihr erkundet alles gemeinsam – die kompakte Größe der Altstadt macht beides problemlos möglich.

Kulinarische Entdeckungen für Sparfüchse

Pingyao ist berühmt für sein Rindfleisch, und auch als Budget-Reisende müsst ihr auf diese Spezialität nicht verzichten. In den zahlreichen kleinen Imbissen entlang der Seitengassen bekommt ihr authentische Nudelgerichte mit geschmortem Rindfleisch für etwa 3 bis 5 Euro. Die lokalen Nudeln sind handgezogen und werden oft vor euren Augen zubereitet – ein Schauspiel für sich.

Probiert unbedingt die lokalen gefüllten Teigtaschen und die charakteristischen Pingyao-Pfannkuchen. An Straßenständen kosten diese Snacks selten mehr als 1 bis 2 Euro und reichen völlig aus, um euch zwischen den Mahlzeiten zu stärken. Im Dezember sind heiße Süßkartoffeln von Straßenverkäufern besonders beliebt – für umgerechnet 50 Cent bekommt ihr einen dampfenden, wärmenden Snack, der perfekt in die kalten Hände passt.

Wenn ihr euch zusammentut und gemeinsam esst, könnt ihr in einfachen lokalen Restaurants mehrere Gerichte zum Teilen bestellen. Eine üppige Mahlzeit für vier Personen mit verschiedenen Fleisch- und Gemüsegerichten, Reis und Tee kostet selten mehr als 25 bis 30 Euro insgesamt. Meidet die Restaurants direkt an der Hauptstraße und sucht nach den Lokalen, in denen auch Einheimische essen – das Preis-Leistungs-Verhältnis ist dort unschlagbar.

Unterkünfte mit Charakter zum kleinen Preis

Einer der größten Vorteile eines Pingyao-Besuchs im Dezember sind die Unterkunftspreise. Viele der wunderschönen traditionellen Gästehäuser innerhalb der Stadtmauern bieten Zimmer in historischen Hofhäusern ab etwa 12 bis 20 Euro pro Nacht. Als Gruppe könnt ihr oft Mehrbettzimmer oder ganze Apartments buchen und die Kosten teilen, wodurch ihr manchmal auf unter 10 Euro pro Person und Nacht kommt.

Diese traditionellen Unterkünfte sind ein Erlebnis für sich: beheizte Kang-Betten, geschnitzte Holzmöbel und Innenhöfe mit roten Laternen schaffen eine Atmosphäre, die ihr in modernen Hotels nie finden werdet. Die Besitzer sind meist herzlich und geben gerne Tipps für Restaurants und versteckte Ecken der Stadt. Viele bieten auch gemeinsame Bereiche, wo ihr euch abends aufwärmen und eure Erlebnisse austauschen könnt.

Praktische Hinweise für eure Anreise und Fortbewegung

Von Peking aus erreicht ihr Pingyao bequem mit dem Hochgeschwindigkeitszug in etwa dreieinhalb Stunden. Die Fahrkarten kosten in der zweiten Klasse rund 35 bis 40 Euro. Bucht diese am besten einige Tage im Voraus, da die Verbindungen im Dezember zwar nicht überfüllt sind, aber beliebte Abfahrtszeiten dennoch ausgebucht sein können. Vom Bahnhof Pingyao Ancient City sind es nur wenige Kilometer bis zur Altstadt – ein Taxi kostet etwa 4 Euro, oder ihr nehmt den Shuttlebus für weniger als 1 Euro pro Person.

Innerhalb der Altstadt bewegt ihr euch zu Fuß. Die gesamte ummauerte Stadt ist kompakt genug, um sie problemlos an einem Tag zu durchqueren, aber plant mehrere Tage ein, um wirklich in die Atmosphäre einzutauchen. Für Ausflüge in die Umgebung könnt ihr euch Fahrräder leihen – etwa 2 bis 3 Euro pro Tag – oder gemeinsam ein privates Fahrzeug mit Fahrer chartern, was sich bei einer Gruppe preislich lohnt.

Winterkleidung und weitere Tipps

Der Dezember in Pingyao kann richtig kalt werden, besonders morgens und abends. Packt Schichten ein: Thermounterwäsche, warme Pullover und eine winddichte Jacke sind unverzichtbar. Die meisten traditionellen Gästehäuser haben zwar Heizungen, aber die sind nicht immer stark genug für mitteleuropäische Ansprüche. Ein Paar warme Hausschuhe im Gepäck macht den Aufenthalt deutlich angenehmer.

Geldautomaten gibt es in der Altstadt, aber nicht überall werden Kreditkarten akzeptiert. Hebt genügend Bargeld ab, besonders für die kleinen Straßenstände und einfachen Restaurants. Mobile Bezahldienste sind in China allgegenwärtig, aber als ausländische Besucher kann die Einrichtung kompliziert sein – verlasst euch daher auf Bargeld.

Plant eure Besuche der Hauptattraktionen für den frühen Morgen oder späten Nachmittag. Das Licht ist dann am schönsten für Fotos, und selbst die wenigen anderen Besucher im Dezember konzentrieren sich meist auf die Mittagszeit. Mit Freunden zu reisen bedeutet auch, dass ihr euch gegenseitig an den besten Spots fotografieren könnt – nutzt diese Gelegenheit, denn die Kulisse ist einmalig.Die Stadt verwandelt sich nach Einbruch der Dunkelheit. Rote Laternen illuminieren die Straßen und schaffen eine märchenhafte Stimmung. Ein abendlicher Spaziergang durch die beleuchteten Gassen, vielleicht mit einem heißen Getränk in der Hand, rundet jeden Tag perfekt ab und kostet keinen Cent extra.

Was würde dich in Pingyao im Dezember am meisten reizen?
Einsame Spaziergänge auf der Stadtmauer
Authentische Straßenküche für unter 5 Euro
Übernachtung im historischen Hofhaus
Fotografieren ohne Touristenmassen
Entdeckungstouren durch versteckte Seitengassen

Schreibe einen Kommentar